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Mitgliederversammlung der Roger-Loewig-Gesellschaft 2019

Gestern, am 29. Juni 2019, fand bei großer Hitze die jährliche Mitgliederversammlung der Roger-Loewig-Gesellschaft im Jakob-Wächtler-Haus (Gemeindehaus) in Bad Belzig statt. Im Anschluss wurde gemeinsam indisch zu Mittag gegessen, bevor man zur Begehung der Baustelle zum Roger-Loewig-Museum aufbrach, wo der Tag bei Kaffee, Kuchen und Gespräch ausklang. Hier einige Impressionen mit Informationen zum Projekt in den Bildunterschriften:

Tschernobyl, 26. April 1986

Katastrophe (Tschernobyl), 1987, Buntstift, 40 x 30 cm

Wir wissen nie, was durch die Nacht zieht:
Ein Föhn, ein Regen, ein Gewitter,
ein Schneesturm oder schon der Tod,

sehr späte Gäste, die noch hoffen,
daß sie hier länger wohnen dürfen.
Verflucht sei alle Wohnungsnot!

Wir wissen nie, was durch die Nacht zieht:
Die Angst, der schweren Träume Schatten
Und, was am schlimmsten ist, ein Krieg.

So laß dein Fenster immer offen
dem müden Nachzügler, dem Flüchtling,
und bleib. Doch wenn es sein muß, flieg!

Flieg mit dem Kranich, mit der Wildgans,
flieg mit den Zögernden, den Matten,
flieg mit dem Schneesturm, mit dem Tod.

aus Roger Loewig: Ein Kopf fliegt als Mond über dieses Land – Gedichte.
Berlin, Oberbaum Verlag, 2002

Roger Loewig: Leskowiak I, 1956, Gouache, 140 x 175 cm (linker Flügel des Triptychons Leskowiak)

Buchankündigung: Ostdeutsche Nachkriegsmoderne

Anna-Carola Krausse
Andere Horizonte
Ostdeutsche Nachkriegsmoderne im Schatten des Sozialistischen Realismus
ca. 320 Seiten mit 300 farbigen Abbildungen, 24 × 28 cm, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-422-07483-5
Preis: ca. 34,90 €

Vorgestellt werden Künstler wie u.a. Achim Freyer, Dieter Goltzsche, Roger Loewig, Hanfried Schulz oder Horst Zickelbein…

Die reich illustrierte Monographie widmet sich erstmals umfänglich künstlerischen Positionen in der DDR der fünfziger und sechziger Jahre, die im heutigen Kanon und öffentlichen Bewusstsein kaum mehr präsent sind. Im Zentrum stehen Künstler, die wiederholt dem Vorwurf des »Formalismus« ausgesetzt waren. Die Darstellung dieser frühen Kunstopposition (die nicht zwangsläufig mit einer politischen einherging) führt eindringlich vor Augen, wie ziel- und selbst-sicher die Maler und Graphiker an der Autonomie der Kunst festhielten, als die Machthaber der kulturstalinistischen Ulbricht-Ära nach einem staatskonformen Sozialistischen Realismus verlangten. […] Die Untersuchung repräsentativer Bilder sowie die Vorstellung beispielhafter Werkgenesen von annähernd 30 Künstlern ermöglichen einen differenzierten Blick auf das Schaffen in der DDR, bei dem weniger die Kunstpolitik als vielmehr das Kunstwerk selbst Gegenstand der Befragung und Bewertung ist.

(aus der ––> Ankündigung auf der Website des Deutschen Kunstverlages)

Buchankündigung: Risse. Dreißig deutsche Lebensläufe

Noch nicht auf der Leipziger Buchmesse 2019, aber in Vorbereitung beim Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte:

 

 

Roswitha Schieb
Risse.
Dreißig deutsche Lebensläufe
(u.a. Roger Loewig)
320 Seiten, 158 x 235 mm, Festeinband
ersch. November 2019
ISBN 978-3-86732-324-6
Preis 24,90 €

 

Roswitha Schieb beschreibt und befragt die Lebensläufe von dreißig Schriftstellern, Künstlern, Schauspielern, Wissenschaftlern oder Politikern aus den letzten zweihundert Jahren, in deren Biografie und Werk sich die Verwerfungen der deutschen Geschichte wie in einem Brennspiegel offenbaren. Dreh- und Angelpunkt all ihrer Studien ist die Zeit des Nationalsozialismus einschließlich seiner Vorgeschichte und seiner langen Nachwirkungen. Dabei beleuchtet sie besonders solche Persönlichkeiten, deren Wege abseits des Mainstreams verliefen und verlaufen. Bei den Porträtierten handelt es sich oft um Menschen, die nicht auf der Siegerseite standen und daher mit zwiespältigen Gefühlen und wacherem Blick wahrnehmen konnten, was mit ihnen und um sie herum geschah. Verstricktheit und Aufbegehren, Widersprüchlichkeit und Widerstand, Scheitern und Aufbruch werden in ihren vielfältigen Ausprägungen gezeigt. Dabei stehen stets die Auswirkungen der »großen Geschichte« auf die Einzelschicksale im Fokus.

(aus der –> Ankündigung auf der Website des Lukas-Verlages)

Loewig-Texte im Kunstraum „Artist Homes“

Bei der gestrigen Premiere der Dada-Performance Liebe, labe, lobe Mich! Aber nicht so fürchterlich! der Berliner Literaturpirat*innen wurde das zahlreich erschienene Publikum mitgenommen auf einen Erkundungs-Parcours in alle Räume, Gänge und Winkel des früheren Luftschutzbunkers am Hohenzollerndamm. Dort hat der Musiker Jong-Ha Kim den Kunstraum „Artist-Homes“ geschaffen, mit Ausstellungen, Konzerten, Theateraufführungen, Themenabenden und Workshops, Probenräumen für Musiker und einem Café.
Dieser besondere Ort bietet eine reizvolle Kulisse für die Miniaturen aus Sprache, Bewegung, Gesang und Licht und lädt dazu ein, bekannte Texte und Melodien neu zu entdecken. Und was hat Roger Loewig mit Dadaismus zu tun? Dazu ein Zitat aus dem Blog von Rainer Leppin:

Im letzten der vier Akte, dem Aufbruch, unternimmt die Gruppe unter der Leitung von Wolfgang Taudtmann den mutigen Versuch, Texte eines weitgehend unbekannten zeitgenössischen Künstlers einzubinden: Roger Loewig, ein künstlerischer Autodidakt, schrieb insbesondere während seiner Lebensphase in der DDR Gedichte und schuf Zeichnungen und Lithographien. In ihnen prangerte er die Gewalt der deutschen Zeitgeschichte, speziell die deutsche Teilung, an , was zu Repressalien seitens der staatlichen Organe führte.

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(Text u. Fotos: A. Genest)